Phosphor (P) ist ein essenzieller, nicht substituierbarer Baustein aller Lebewesen und dient vor allem als Dünger für eine ertragreiche Landwirtschaft. Deutschland sowie nahezu alle EU-Länder verfügen nicht über eigene Phosphatlagerstätten und sind daher auf Importe aus politisch instabilen Regionen angewiesen – ein Umstand, der Versorgungsrisiken und Preisschwankungen mit sich bringt. Die Rückgewinnung von Phosphor aus P-reichen Abfallströmen wie Abwasser und Klärschlamm spielt daher eine Schlüsselrolle. Die Bundesregierung hat diese Rückgewinnung im Deutschen Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess II) verankert und mit der Novellierung der Klärschlammverordnung (AbfKlärV, 2017) die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen. Ab 2029 gilt die Rückgewinnungspflicht für Betreiber kommunaler Kläranlagen mit mehr als 50.000 Einwohnerwerten.
Vor diesem Hintergrund wurde die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Maßnahme Regionales Phosphor-Recycling (RePhoR) ins Leben gerufen. Seit 2020 entwickeln und implementieren sieben Verbundprojekte innovative regionale Lösungen zum P-Recycling und zur Klärschlammverwertung. Dabei liegt der Fokus auf regionalen Verwertungsstrategien, einer gesicherten Qualität der P-Rezyklate und den Praxiserfahrungen durch die großtechnische Umsetzung.Die RePhoR-Webinar-Reihe bietet eine Plattform zur anschaulichen Vorstellung von Ergebnissen und Praxiserfahrungen aus den RePhoR-Verbundprojekten sowie den begleitenden Querschnittsthemen. Mit themenspezifischen Spotlights werden praxisnahe Einblicke sowie Potenziale und Herausforderungen – einschließlich der Übertragbarkeit der Ergebnisse – präsentiert, um die Ergebnisverwertung und den Wissenstransfer zu fördern. Im Anschluss an die Vorträge möchten wir über weitere Anwendungen und Möglichkeiten diskutieren.
Die RePhoR-Webinare richten sich an Akteur:innen aus Politik, Fachbehörden, Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft, Anwender:innen und die Gesellschaft. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Ab März 2025 werden mehrere kompakte (1- bis 1,5-stündig) RePhoR-Webinare angeboten. Im ersten Halbjahr 2025 stehen dabei die Ergebnisse der Querschnittsthemen im Fokus, ab dem zweiten Halbjahr 2025 werden Erfahrungen aus der technischen Umsetzung der Verbundprojekte vorgestellt.
Die Anmeldung erfolgt über das Anmeldeformular. Den Zugang zur Veranstaltung erhalten Sie einige Tage vorher. Die Webinare werden über Webex durchgeführt.
Montag, 03.11.2025, 14.00 – 16.00 Uhr: Strategische Investitionsplanung: Die ISAH-Modulbibliothek und Beispiele aus dem Projekt SATELLITE
Die Herausforderung bei der Planung und Strategieentwicklung in der Siedlungswasserwirtschaft besteht heute darin, unterschiedliche Zielsetzungen und komplexer werdende Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen und geeignete Optionen auszuwählen. Bei dieser Art der strategischen Investitionsplanung hilft ein modellgestützter Ansatz, bei dem eine Vielzahl von Verfahren, Verfahrensketten und Szenarien mit geringem Aufwand berechnet und verglichen werden können. Zu diesem Zweck hat das ISAH eine Modulbibliothek entwickelt, in der sowohl gängige als auch innovative Verfahren der Siedlungswasserwirtschaft als einfache Stoffstrommodelle abgebildet sind. Diese lassen sich modular zu Prozessketten verbinden. Im Projekt SATELLITE wurde die Modulbibliothek um weitere innovative Verfahrensstufen und Verfahren der Phosphorrückgewinnung erweitert und zudem als App-basierte Anwendung weiterentwickelt. Die Anwendung steht der Öffentlichkeit zur begleiteten Nutzung zur Verfügung.
Agenda „Strategische Investitionsplanung: Die ISAH-Modulbibliothek und Beispiele aus dem Projekt SATELLITE“ (PDF)
Donnerstag, 20.11.2025, 12.00 – 13.00 Uhr: Phosphor-Recycling auf der Struvit-Schiene – Erfahrungen aus dem Projekt P-Net
Struvit gilt als hochwertiger P-Rezyklat-Dünger mit großem Potenzial für eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft. Dennoch gibt es in der Praxis zahlreiche Herausforderungen – von der verfahrenstechnischen Umsetzung bis zur Markteinführung. Das Verbundprojekt P-Net hat sich zum Ziel gesetzt, genau diese Hürden zu adressieren und die Struvit-Schiene so zu optimieren, dass die Vorgaben der AbfKlärV eingehalten werden können. Dadurch bleibt der Entsorgungsweg für Faulschlamm über die Mitverbrennung weiterhin offen. Während der Projektlaufzeit wurde an der TU Braunschweig im ISWW das Peco-Verfahren weiterentwickelt, optimiert und erprobt. Hierbei handelt es sich um ein rein biologisches Verfahren zur quantitativen Phosphor-Remobilisation aus dem Überschussschlamm. Mittels nachfolgender Struvit-Fällung wird das Phosphat wieder gebunden und ausgeschleust. Im Rahmen des Webinars werden Einblicke in die erste großtechnische Implementierung im Vollstrom einer Kläranlage gegeben. Zudem wird in einem zweiten Vortrag die Wirtschaftlichkeit dieses Ansatzes betrachtet.
Agenda „Phosphor-Recycling auf der Struvit-Schiene – Erfahrungen aus dem Projekt P-Net“ (PDF)
Mittwoch, 14.01.2026, 12.00 – 13.00 Uhr: Vom Abwasser zum Rohstoff: DreiSATS zeigt Lösungen
Das Webinar präsentiert umfassende Erkenntnisse aus der Pilotdemonstration zur nachhaltigen Phosphor-Rückgewinnung: Beginnend mit der optimierten Klärschlammmonoverbrennung mittels Staubfeuerung wird die erfolgreiche Inbetriebnahme der P-Rückgewinnungsanlage Pontes Pabuli mit ihren flexiblen Verfahrensvarianten (EcoPlus, Flex, PerfectClean) vorgestellt. Die technischen Resultate werden durch strategische Aspekte ergänzt – von der GIS-basierten Standortoptimierung über die Bewertung der Pflanzenverfügbarkeit bis hin zur systematischen Stakeholdereinbindung. Das Projekt DreiSATS demonstriert einen wegweisenden Ansatz für die dezentrale, schadstoffarme und ressourceneffiziente Phosphor-Rückgewinnung mit hohem Übertragungspotenzial auf andere Regionen.
Agenda „Vom Abwasser zum Rohstoff: DreiSATS zeigt Lösungen“ (PDF)
Weitere Termine folgen.
Dienstag, 11.03.2025, 14.00 – 15.30 Uhr: Vorstellung des Rechtsgutachtens zum Ende der Abfalleigenschaft von Phosphor-Rezyklaten
Das Gutachten wurde im Rahmen des Querschnittsthemas „Rechtliche Aspekte“ von KOPP-ASSENMACHER Rechtsanwälten angefertigt und analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Übergang von Phosphorrezyklaten aus der Abfalleigenschaft hin zum Produktstatus regeln. Es beleuchtet die gesamte Rückgewinnungs- und Verwertungskette und geht insbesondere auf die spezifischen Anforderungen ein, die sich aus der EU-Düngemittelverordnung ergeben. Ein weiterer Fokus liegt auf industriellen Anwendungen von Phosphorrezyklaten, für die aktuell keine einheitlichen Regelungen existieren. Das Gutachten zeigt den bestehenden Forschungs- und Gesetzgebungsbedarf auf, um das Recycling von Phosphor weiter voranzutreiben und die Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Präsentation zum Webinar (PDF)
Montag, 19.05.2025, 14.00 – 15.30 Uhr: Nachhaltigkeitsbewertung von Phosphor-Recycling
Die Nachhaltigkeitsbewertung – basierend auf den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales – bietet eine Entscheidungsgrundlage für die Auswahl eines geeigneten Phosphorrecycling-Verfahrens. Das Webinar gibt einen Einblick in die Bewertung dieser Säulen. Im Rahmen eines Querschnittsthemas wurden innerhalb von RePhoR unter der Leitung des INaB gemeinsam mit den sieben Verbundprojekten einheitliche Vorgaben für eine vergleichende Ökobilanzierung erarbeitet. Die erarbeitete Methodik, Rahmenbedingungen, aber auch die Grenzen der Bilanzierung, und Erfahrungen aus dem Prozess werden hier vorgestellt. Zusätzlich werden die Ergebnisse einer Studie zur gesellschaftlichen Akzeptanz von P-Rezyklaten vorgestellt.
Präsentation zum Webinar (PDF)
Dienstag, 17.06.2025, 12.00 – 13.00 Uhr: Pflanzenverfügbarkeit von P-Rezyklaten
Viele Phosphor-Rezyklate, die als Düngemittel in Frage kommen, sind nur eingeschränkt pflanzenverfügbar, d.h. der Anteil, welcher den Pflanzen tatsächlich zur Nährstoffaufnahme zur Verfügung steht, ist begrenzt. Besonders im Kontext von Recyclingphosphaten ist die Pflanzenverfügbarkeit ein zentrales Kriterium zur Bewertung der agronomischen Eignung dieser Düngemittel. Aufgrund der natürlichen Vielfalt von Böden und den unterschiedlichen Aufbereitungsprozessen der Rezyklate variiert die Verfügbarkeit von Phosphor erheblich, sodass standardisierte Methoden zur vergleichenden Bewertung erforderlich sind. Innerhalb von RePhoR wurde im wissenschaftlichen Begleitvorhaben durch die HGoTECH GmbH eine solche Methodik erarbeitet und damit vergleichende Untersuchungen der RePhoR-Rezyklate durchgeführt. Die Ergebnisse werden im Rahmen des Webinars vorgestellt.
Agenda „Pflanzenverfügbarkeit von P-Rezyklaten“ (PDF)